Infos zu Erziehungsstellen 34 SGBVIII
 
Erziehungsstelle Husen

Fachkräftemangel und Vertretung in Erziehungsstellen

Die Vertretung und Entlastung in Erziehungsstellen sind von großer Bedeutung für die Erziehung und Betreuung von Kindern und Jugendlichen in den Familien, insbesondere in Fällen, in denen sie aufgrund von traumatischen Erfahrungen oder Verhaltensauffälligkeiten besondere Aufmerksamkeit benötigen. Die Entlastung der Erziehungsstellen ermöglicht es den Erziehungsstellen BetreiberInnen, die ja wie in Familien üblich rund um die Uhr 24 Std. 7 Tage die Woche ansprechbar sind, sich regelmäßig Auszeiten zu nehmen, um sich zu erholen und neue Energie zu tanken, während die Vertretung sicherstellt, dass die Kinder und Jugendlichen auch während dieser Zeit gut betreut werden.

Die Vertretung soll laut den Rahmenbedingungen der Betriebserlaubnis in Form von Pädagogen oder Fachkräften erfolgen, die zeitweise in der Erziehungsstelle arbeiten und die idealerweise die familiäre Form der Betreuung in den Räumen der Erziehungsstelle weiterführen, um die Erziehungsstellen BetreiberInnen zu entlasten. Eine Entlastung kann auch durch spezielle Angebote wie Urlaubs- und Freizeitprogramme von Trägern aber auch Vereinen (Sportvereine, Pfadfinder) und Kirchengemeinden, sowie speziellen Kinder- und Jugend- Reiseanbietern erreicht werden.

Das über die Betriebserlaubnis / die Heimaufsicht geforderte Fachkräftegebot kann jedoch zu Problemen führen, da es oft schwierig ist, qualifizierte Fachkräfte für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen zu finden, zumal es sich bei den Vertretungen in Erziehungsstellen um keine Vollzeitstellen handelt. Übergreifende Vertretungskräfte für mehrere Erziehungsstellen gleichzeitig funktionieren oftmals nicht gut, weil die Erfordernisse von Vertretung und Entlastung oder Unterstützung in Krisen aufgrund der individuellen Bedarfe schlecht übergreifend koordiniert werden können. Dies führt zu Problemen, ausreichend Fachkräfte in Zeiten des Fachkräftemangels zu finden und zu Engpässen in den Vertretungsmöglichkeiten.

Eine pragmatisch oft gut funktionierende Vertretung und Entlastung bietet dagegen häufig das soziale und verwandschaftliche Netzwerk der Erziehungsstellenfamilie, die dann aber meist keine pädagogischen Fachkräfte sind und daher formal – nicht unbedingt in der pragmatischen Praxis – nur begrenzt einsetzbar sind. Familienmitglieder, Freunde und Nachbarn helfen oftmals sehr gut und flexibel bei der stundenweisen Betreuung der Kinder und Jugendlichen und entlasten dadurch die Erziehungsstellen BetreiberInnen oder ermöglichen eine bessere Konzentration auf bestimmte pädagogische Aufgaben.

Insgesamt ist die Vertretung und Entlastung in Erziehungsstellen von großer Bedeutung, um eine qualitativ hochwertige Betreuung von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten und die Erziehungsstellen BetreiberInnen vor Überforderung und Burnout zu schützen.

Um das Problem des Fachkräftemangels im Zusammenhang mit dem Fachkräftegebot im Bereich zu verringern sind gerade bei den geringen Vertretungsanteilen in Erziehungsstellen Veränderungen nötig. Hier sind einige Vorschläge:

  1. Flexibilisierung des Fachkräftegebots: Eine Möglichkeit besteht darin, das Fachkräftegebot flexibler und differenzierter je nach Zeitrahmen, Situation und pädagogische Erfordernisse oder dem Vorhandensein von Rufbereitschaften etc. zu gestalten,
  2. Qualifizierung im Job: Eine Qualifizierung oder Schulung von Nicht Fachkräften begleitend zu ihrer Tätigkeit ( vielleicht ähnlich von Pflegeeltern Qualifizierungskursen und Schulungen / Einarbeitungen) kann dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu reduzieren und die Qualität der Betreuung und Versorgung zu sichern.
  3. Finanzielle Unterstützung: Eine ausreichende finanzielle Ausstattung der Erziehungsstellen für Vertretung und Entlastung kann dazu beitragen, motivierte, fortbildungsbereite familiäre Unterstützer wie auch pädagogische Fachkräfte zu finden.
  4. Einstiegsmöglichkeiten für Quereinsteiger: Um den Bereich Quereinsteiger zu verbessern, sind daher Maßnahmen wie die Bewertung der persönlichen Eignung und die Verbesserung der Anleitung und Einarbeitung, sowie die Förderung von Netzwerken und Austauschmöglichkeiten von Quereinsteigern untereinander und mit erfahrenen Fachkräften – z.Bsp. über die Fachberatung notwendig.